„Wer die Vergangenheit nicht kennt,

Krakau 2017 316.11.2017 | ... ist dazu verurteilt, sie zu wiederholen.“ (George Santayana)
Vom 21. bis 24.Oktober begaben sich 43 Schüler mit ihren Geschichtslehrern auf eine Studienfahrt nach Krakau. Beeindruckt von den Sehenswürdigkeiten und der Geschichte der Stadt als ehemalige königliche Residenz, erkundeten sie auch das besterhaltene jüdischen

Viertel Europas.

Höhepunkt war am Sonntag der Besuch des Stammlagers I und der Vernichtungsstätte Auschwitz – Birkenau sowie das anschließende Gespräch mit dem 91jährigen Zeitzeugen, Waclaw Dlugoborski, Häftlingsnummer 138871.
Dass dieser Besuch nachhaltigen Eindruck hinterlassen hat, davon zeugen auch die Äußerungen der Teilnehmer:

Unsere Gefühle waren eine Mischung aus Neugier, unser Wissen zu erweitern, und Angst, mit dem Neugelernten umzugehen. Neben den grauenvollen, demütigenden Methoden und Vorgehensweisen der Nazis beschäftigte uns besonders ein Raum, an dessen weißen Wänden man ausschließlich überlieferte Zeichnungen von Kindern betrachten konnte. Es ist unvorstellbar, dass zu den alltäglichen Begebenheiten, die Kinder in ihren Bildern verarbeiteten, beispielsweise erhängte Personen gehörten. […] Wenn wir im Geschichtsunterricht den 2. Weltkrieg kennen lernen, dann glauben wir stets, uns etwas unter Konzentrationslagern vorstellen zu können. Erst jetzt, nachdem wir alles näher betrachten konnten, stellen wir fest, wie schwer es ist, dieses unvorstellbare Verbrechen nachzuvollziehen. Denn egal, wie viele Zahlen, Fakten und Infos uns nahegelegt werden, so scheint es aufgrund der unzähligen, tragischen Schicksale dennoch unmöglich, sich ein Gesamtbild zu machen. (Cécile K., Jill Sch.).

Auschwitz ist uns allen bekannt. Wir wissen, was dort Grausames geschehen ist vor ungefähr 70 Jahren. Aber was es bedeutet, wirklich auf diesem Boden zu stehen, wussten wir nicht. Jetzt schon. […]
Vor allem die Einzelschicksale haben mich sehr mitgenommen und emotional tief berührt. Dass wir wohl eine der letzten Generationen sein werden, die die Geschehnisse von Zeitzeugen persönlich hören durften, ist mir noch einmal besonders bewusstgeworden. (Henriette R.)

Besonders bewegend empfanden wir die Schweigeminute auf den Aschewiesen vor dem gesprengten vierten Krematorium. Da gingen uns tausende Gedanken durch den Kopf, mit denen wir allein waren. (Annelie P., Jacqueline S., Henriette R.)

Und dann steht man plötzlich vor einer Glasscheibe, hinter der sich ein Berg von Koffern erstreckt. Tausende von Koffern, auf denen mit großen Buchstaben und verschiedenen Handschriften Namen stehen […]
Circa 1 100 000 Schicksale, 1 100 000 verschiedene Geschichten, 1 100 000 einzigartige Persönlichkeiten. 1 100 000 Menschen, die im Lager Auschwitz starben.
1 100 000 Menschen. […] Und nun ein dreiviertel Jahrhundert später standen wir auf der Asche dieser Menschen. Wir gingen die Wege entlang, die die Häftlinge damals in den Tod führten. Wir waren auf einem Gelände, auf denen Millionen von Menschen wir Dreck behandelt wurden. Und man kann es immer noch nicht fassen. (Michelle Th.)

Ich finde es komplett verrückt, dass Menschen immer noch versuchen, all das zu leugnen, was die Nazis den Juden angetan haben. Teilweise hat man sich dort einfach geschämt, Deutscher zu sein. Es ist abartig, dass so etwas wie Rassismus heute noch existiert. (Robert S.)

Wir sind dankbar für diese Erfahrungen und der Meinung, dass jeder Mensch einmal in seinem Leben ein derartiges Konzentrations- und Vernichtungslager gesehen haben sollte, damit in Zukunft diese Katastrophen des menschlichen Miteinanders verhindert werden können. (Odine K., Celine R.)

Man kann die dunkelste Geschichte der Menschheit nicht rückgängig machen, es bleibt nur, der Opfer zu gedenken. (Nina H., Emily N.)

Dank der finanziellen Unterstützung unseres Vereins „Freunde des Gymnasiums Niesky“, der Raiffeisenbank Niesky/Görlitz, der Fraktionen der Linken im sächsischen Landtag und im Kreistag Görlitz sowie Einzelspenden privater Abgeordneter der Fraktion der Linken konnten der Besuch der Gedenkstätte und vor allem das ergreifende Zeitzeugengespräch stattfinden.
Für die unkonventionelle und spontane Unterstützung möchten wir uns, auch im Namen unserer Schülerinnen und Schüler, sehr herzlich bedanken.

Text: Frau L. Joseph


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